Wortwolke mit Worten aus den Aufsätzen des Schreibwettbewerbs „Worte der Freiheit“

Mehr als ein Bildchen

Über den Wert und die Arbeitsweise einer Wortwolke

Was ist eine Wortwolke?

Auf den ersten Blick sieht eine Wortwolke wie ein hübsches Bildchen aus, gestaltet mit einzelnen Worten aus einem willkürlichen Text. Aber es ist mehr als ein Bildchen. Die Größe der Worte zeigt, welches der Wörter am häufigsten im Text vorkommt, woraus wiederum eine bestimmte Wertigkeit für diese Worte abgeleitet werden kann.

Wenn in der Wortwolke eines Textes über “Ferien genießen” die Worte “See” und “Sonne” auffallend groß sind, d.h. oft vorkommen, wird uns das nicht überraschen. Häufig sind die kleineren Worte in so einer Wortwolke jedoch viel hübscher, da origineller. So fühlen wir uns viel stärker angesprochen durch Worte wie “Bergsteigen”, “Tauchen auf Curaçao” oder “Trüffelsuche in Frankreich”.

Dass wir durch das Lesen einer solchen Wortwolke auf Ideen kommen, Vermutungen anstellen oder gar anfangen, Fragen zu stellen, nennen wir die assoziative Kraft einer Wortwolke.

Assoziieren

Jeder Mensch assoziiert, ob er es will oder nicht. Und das ist auch gut so, denn assoziieren ist ein starkes Instrument. Ein bestimmter Geruch erinnert uns an einen Ferienort. Ein altes Familienfoto beamt uns zurück in die früheste Kindheit. Andererseits: Bestimmte Orte meiden wir lieber, weil wir dort irgendwann einmal eine schlechte Erfahrung gemacht haben. Kurzum: Assoziationen sind stark und lang anhaltend. Von daher ist es gar nicht so verwunderlich, dass sich viele Brainstorming-Techniken unsere Assoziationsfähigkeit zu Nutze machen, und es überrascht nicht, dass in Therapien oft nach Ihren Assoziationen gesucht wird.

Assoziationen stellen Verbindungen her zu zugrundeliegenden, unbewussten Ideen, Meinungen und Einstellungen gegenüber bestimmten Themen. Wenn Sie aktiv nach Zusammenhängen suchen, die Sie zwischen verschiedenen Elementen geschaffen haben könnten, erlangen Sie ein tieferes Verständnis dafür, wie Sie denken und fühlen.

Auch beim kreativen Denken machen wir uns oft Assoziationen zunutze. Assoziationen helfen uns, neue Verbindungen zwischen bekannten Items zu schaffen. Dadurch kommen wir zu neuen Ideen oder können wir uns Informationen besser merken. Brainstorming-Techniken machen deshalb gern Gebrauch von unserem assoziativen Vermögen.

Assoziationen öffnen die Tür zu Kreativität und neuen Lösungen. Sie helfen uns, eine neue Sicht auf Probleme zu erhalten und auf überraschende Ideen zu kommen.

Wortwolke “Worte von Freiheit”

Auf der vorigen Seite sehen Sie eine Wortwolke mit ausschließlich Worten, die Schreiber (jung und alt) in den Geschichten und Gedichten benutzt haben, die sie Ende 2023 für den Schreibwettbewerb zum Thema „Freiheit“ einsandten. Alle diese Texte haben wir in einer Datei zusammengeführt. Daraus entstand eine lange Liste einzigartiger Wörter. Manchmal haben wir Verben bis zu ihrem Stamm zurückverfolgt. Zu spezifische Worte und Eigennamen wurden entfernt. Die Worte, die am häufigsten vorkommen, sind im Bild am deutlichsten, je weniger die Wörter (bis nur einmal) verwendet wurden, desto kleiner erscheinen sie im Bild. Das läßt das Bild in gedruckter Form etwas oberflächlich wirken. In der digitalen Form bietet es jedoch (durch Heranzoomen) Zugriff auf alle verwendeten Worte.

Das Wunder der Assoziationen

Und damit beginnt das Abenteuer. Ein Abenteuer, in dem Sie sich selbst herausfordern, Verbindungen zu schaffen zwischen jedweder Kombination jener Worte, davon ausgehend, dass diese Verbindungen auch immer geschaffen werden können. Schließlich wurden diese Worte alle in Texten über die Freiheit verwendet, was nur bedeuten kann, dass sie alle mit dem Stammwort „Freiheit“ verwandt sind.

Aber welche Verbindungen daraus geschaffen werden, ist bei jedem anders, denn jeder Mensch ist einzigartig, hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Charakter und wird daher möglicherweise zu einer anderen Erklärung für den hergestellten Zusammenhang gelangen. Nachfolgend finden Sie einige kurze Tipps, wie Sie diese Wortwolke nutzen können, um für sich allein oder gemeinsam mit anderen tiefgründige Gespräche über Freiheit führen zu können.

  1. Nur für Sie selbst

Setzen Sie sich vor die Wortwolke und stechen Sie blind (mit einer Nadel oder etwas Ähnlichem) in die Wortwolke. Verbinden sie das auf diese Weise von Ihnen gewählte Wort mit dem Wort „Freiheit“, indem Sie eine Antwort auf die Frage formulieren: „Welchen Zusammenhang hat das von Ihnen gewählte Wort mit Freiheit?

Beispiel: Sie stießen die Nadel in das Wort “Grenzen”. Dann fragen Sie sich selbst, welchen Zusammenhang es zwischen Freiheit und Grenzen gibt. Die Kunst ist es, dann Ihren Gedanken freien Lauf zu geben und zu versuchen, zu behalten, welche Gedanken Ihnen durch den Kopf schießen. Seien Sie aufmerksam! Sie kommen schnell vom Thema ab. Für untrainierte Menschen wird es sicher zunächst schwierig, alle Gedanken festzuhalten. Auch wenn Sie allein arbeiten. Notieren Sie sich doch einfach kurze Stichworte zu Ihren Gedanken.

Beispiel: Freiheit ist begrenzt. Ohne Grenzen kein Gefühl von Freiheit. Es gibt Länder ohne Freiheit. Freiheit muss man erkämpfen, usw. usw.

Jeden der vorbeischießenden Gedanken können Sie zu einer umfangreichen Geschichte und Ideen über Freiheit ausarbeiten. Sie werden erstaunt sein, wie schnell Sie sich an diese schnelle Art, erste Ideen zu sammeln, gewöhnen.

  1. Zu zweit (1)

Legen Sie die Wortwolke zwischen sich. Weisen Sie abwechselnd auf ein Wort und fragen Sie Ihr Gegenüber welchen Zusammenhang er zwischen dem ausgewählten Wort und der Freiheit sieht. Am spannendsten ist es natürlich, Worte auszuwählen, für die Sie selbst so schnell auch keinen Zusammenhang finden, wie z.B. “Nebel” oder “sich verhalten”. Auch hier gilt: Vergessen Sie nicht ihre ersten Gedanken, denn sie stimmen meist.

Zuerst kommt die Vermutung, dass es eine Verbindung gibt. Erst danach kommt die Geschichte.

Also, z.B. der Begriff “sich verhalten” (was das Verb zu “Verhalten” im Sinn von “gegenübertreten” ist). Kann es sein, dass Sie daran denken, wie schwierig es manchmal ist, Menschen gegenüberzutreten, die man nicht kennt? Dafür ist eine bestimmte Freiheit nötig. Fühlen Sie diese Freiheit oder nicht? Wie kommt das? Waren Sie bereits in einer solchen Situation?

Nun ja, wieder genug Stoff, über den Sie nachdenken können. Auch wenn Sie sich mit dieser Form gegenseitig ein wenig herausfordern, sollte hier vor allem die Neugier im Vordergrund stehen.

  1. Zu zweit (2)

Ein Schritt weiter. Erneut ist es Ihr Gegenüber, der Ihnen die Worte anzeigt. Aber jetzt nicht ein Wort, sondern zwei! Und Freiheit bleibt das Grundwort. Jetzt ist es an der Zeit, etwas mehr nachzudenken und vielleicht auch etwas zu konstruieren.

Beispiel: Ihnen werden die Worte “tragen” und “anonym” vorgesetzt. Diese müssen Sie miteinander und mit dem Wort “Freiheit” verbinden. Oft kommen hierbei schon die ersten Geschichten zum Vorschein. Denken Sie nur an den Zweiten Weltkrieg, in dem junge Menschen in der Widerstandsbewegung schwere Aufgaben ausführen mussten. Oder denken Sie an Familien, die sich im wahrsten Sinne des Wortes tragen mussten, um einen Fluß zu überqueren.

Es ist erstaunlich, dass (fast) immer eine Lösung gefunden werden kann. Und wenn es Ihnen allein nicht gelingt, finden Sie gemeinsam eine Lösung.

Übrigens: Auch mit Ihren Kindern läßt sich dies sehr gut üben.

  1. In der Klasse (1)

Wenn ein großformatiger Ausdruck der Wortwolke dauerhaft im Klassenzimmer hängt, werden die Kinder unweigerlich immer wieder neue Wortkombinationen suchen. Als Lehrer muss man dafür gar nichts tun. Fragen Sie allenfalls ab und zu, wer für eine bestimmte Wortkombination eine Lösung gefunden hat. Danach ist es einfach, in der Klasse darüber zu diskutieren, und Sie werden sehen, die Klasse wird sich damit beschäftigen, denn eigentlich ist die Wortwolke ein Berg von kleinen Rätseln. Das sind jedoch besondere Rätsel, denn sie drehen sich um etwas so Großes wie die Freiheit. Es ist gut, sich klar zu machen, dass Sie dabei sind, mit Kindern zu philosophieren. Sie werden keine endgültige Wahrheit dabei finden. Im Gegenteil: Nachdem sich ein Gedanken wie „Die Wahrheit“ festgesetzt hat, hört alles freie Denken auf.

  1. In der Klasse (2)

In Kleingruppen von 3 oder 4 Kindern üben. Jede Gruppe bekommt von der Lehrkraft oder von einer anderen Gruppe DREl Worte genannt. Zum Beispiel “Arzneimittel”, “Sprechen” und “Urlaub”. Jede Gruppe muss sich eine Geschichte über diese drei Worte ausdenken.

Diese Geschichte wird dann der Klasse erzählt, kann aber auch in einer Szene gespielt werden, die vor der Klasse aufgeführt wird.

Hinweis: Hierzu müssen die Kinder bereits über eine gewisse Assoziationsschulung verfügen. Aber daran ist nichts auszusetzen. Trainieren Sie sie, es ist eine Fähigkeit, an der sie für den Rest ihres Lebens Vergnügen haben werden.

Für weitere Ideen und Inspiration: info@theaterdokter.nl